Eines Morgens kam mir zwischen Schlaf und dem unaufhörlich,
grauenhaften Gebrumme meines Weckers wieder ein Geistesblitz. Ich dachte
darüber nach, wie es wäre zu den Desperate Houswives zu gehören und in der
Wisteria Lane bzw. Histeria Lane(so nenne ich diese Straße) zu leben. Auf den
ersten Blick würde man meinen, einen hübschen und friedlichen Vorort zusehen,
beim zweiten Blick stellt man jedoch fest, dass fast alle Bewohner dieser
Straße psychisch labil sind und jeder dritte eine Leiche im Keller hat, was in
diesem Fall kein dummer Spruch ist! Hinzu kommt außerdem, dass alle paar Jahre
ein riesiges Unglück geschieht , ein Flugzeug stürzt ab, ein Tornado wütet oder
Brände werden gelegt, bei denen meistens 2-3 weniger Bekannte Leute ums Leben
kommen.
Ich machte mir also Gedanken darüber, wie mein Leben
verlaufen würde, wenn ich auch in der Wisteria Lane wohnen würde....
Ich denke, mir wäre die Freizügigkeit von Edie Britt zuteil,
die Naivität von Gabrielle Solis und die Alkoholabhängigkeit von Bree van de Kamp.
Als Batilda Thornstone würde ich also in untmittelbarer Nähe
zu den anderen „Desperate Housewives“ , in einem hübschen, jedoch leicht
herunter gekommenen Haus am Ende der Straße leben. Mein Vorgarten wird nur
durch einen halbtoten Baum und ein paar leere Weinflaschen auf der Veranda
geziert! Mein brauner Daumen verbietet es mir absolut jede Art von Pflanzen zur
Verschönerung meines Gartens anzuschaffen, weshalb auch im Haus nur eine
übergroße Plastikpalme platz gefunden hat, deren Blätter mitlerweile von der
Katze in Mitleidenschaft gezogen worden sind.
Als Witwe eines Schönheitschirurgen, den ich nach einer
verpatzen Brust-OP umgebracht habe(Die rechte Brust ist nun um einiges größer
als die Linke), sollte man meinen, ich hätte genug Geld geerbt um die nächsten
Jahre über die Runden zu kommen! Nachdem ich meinen Mann mit einem Fettabsauger
erstochen habe, brachte ich die Leiche Nach Hause, zerstückelte sie und machte
ein Gulasch, welches ich bei einer Nachbarschaftsparty ein paar Tage darauf
anbot (die Gäste waren begeistert). Leider war ich nach meiner recht
grauenhaften Tat so am Boden zerstört, dass ich anfing zu trinken und zwar
nichts außer sündhaft teuren Champagner. Das restliche Geld war also schon fast
nach einem halben Jahr aufgebraucht und ich musste irgendwie, möglichst ohne
mich körperlich zu betätigen, an neues kommen! Nachdem ich im Radio von einer
Razzia hörte, bei der eine Canabis-Plantage im Pool eines verlassenen Hauses
gefunden wurde, hatte ich die Lösung! Mein Pool, den ich nie benuzte, bot den
perfekten Nährboden für die Pflanzen, eine Art Matsch aus dem restlichen
Wasser, Algen und Katzenmist. Das einzige Problem das ich jetzt noch hatte, war
mein brauner Daumen. Zum Glück traf ich noch in der selben Woche beim einkaufen
eine peruanische, leicht ärmlich wirkende Frau und 8 fabelhaft, fleißig
aussehnde Kinder. Nun hatte ich bereits 2 Zutaten die mich zum Erfolg führen
sollten, einen nährreichen Boden und Minderheiten, die für einen Hungerslohn
bei mir arbeiten sollten. Die fehlende Zutat waren die Samen, diese besorgte
ich mir im Rotlichtbezirk, diesen kannte ich nur zu gut, da ich hier beruflich
zu tun hatte bevor ich meinen Mann traf.
Seither sieht mein Tagesablauf wie folgt aus:
Ich stehe gegen 8 Uhr auf und bringe dann den 12 jährigen
Sohn meiner Bekannten zur Schule, vorher jedoch mache ich mit ihm einen Stop
hinter der Tankstelle und verführe ihn mit meiner sexy Art! Danach ist es Zeit
für mein erstes Glässchen Wein, das ich auf dem Weg zum Briefkasten genieße.
Weil Wein aus dem Supermarkt billiger als Champus ist und mindestens genauso
betrunken macht, fiel mir dieser Umstieg nicht besonders schwer. Ich grüße die
Nachbarn, höre mir die täglichen Gerüchte rund um die anderen Bewohner der
Straße an und gehe dann wieder in mein Heim.
Am Nachmittag kommen dann die aus Peru eingewanderten
Kinder, die mir mit dem Anbau meiner Canabis-Plantage helfen. Während sie für
einen Lohn von 25Cent die Stunde, die Pflanzen vorsichtig mit einem von mir
hergestellten Schutzmittels einpinseln (Hierbei handelt es sich um mein Urin)
schaue ich ihnen von meiner Liege aus zu und genieße nun meine dritte Flasche
Wein! Nachdem die Kinder mit ihrer Arbeit fertig sind, nehme ich stichhaltige
Proben meiner Pflanzen, um zu kontrollieren, ob sich die Arbeit gelohnt hat und
der Stoff zum Verkauf geeignet ist. Nach einer solchen Probe kam es schon
einige Male vor, dass ich nackt durch den Garten lief oder den Backofen
anschrie, weil dieser mir mein Essen nicht zurück geben wollte.
Abends treffe ich mich dann mit meinen Freundinnen in einer
geselligen Runde, um mit ihnen unsere verkorksten Leben zu feiern. Aus meinem
bereits gut angeheitertem Zustand wird nun meistens ein Vollrausch, in dem mir
schon die witzigsten Geschichten passierten! Eines Morgens wachte ich in einem
Fremden Haus in der Badewanne auf und trug ein riesiges Ballkleid und eine
Krone. Ein anderes Mal stellte ich fest, dass mein Auto verbeult war und erfuhr
ein paar Tage, darauf dass wenige Straßen weiter eine Frau überfahren wurde. Oder
ich wachte in meinem Vorgarten an einem Tisch auf, an dem außer mir nur lauter
bunte Kuscheltiere saßen. Wenn ich mich dann später an diese Tage erinnere und
das fällt bei einem so hohen Alkoholkonsum schwer, wundere ich mich immer
wieder wie leicht ich es doch habe! Eigentlich führe ich ein geordnetes Leben,
ich habe Freunde, Hobbys, einen „Job“ und vor allem Spaß!
The desperate experience!